Presse
2017 - Andreas Altmann, in: Ort der Augen 4
„ … Dieser Raum liegt in seiner existenziellen und auch schmerzlichen Schönheit vor uns ausgebreitet. Und was sich darin abspielt, was auf- und angerufen wird, es ist schlicht und ergreifend großartig. Ich habe so etwas lange nicht gelesen, und sehr selten in Gedichten. Ich kann mich im Moment nicht daran erinnern, so sehr haben sich Beckers Poesie- und Sittengemälde vor und hinter meinen Augen entfaltet. … Es liegt etwas Magisches in den Gedichten, die ohne Wehleid, Anklage oder Selbstmitleid auskommen, und doch so eindringlich, sinnlich und bei aller Verletzlichkeit, denen die Seelen in diesen Texten ausgesetzt sind, voller Kraft sind. … Alles ist fühlbar in diesen Gedichten, die Kälte, die Bedrohungen, die Angst, die Ohnmacht, der Trotz, die Lust, das Leben. Kleine Geschichten, Begebenheiten sind in die Texte eingeflossen, durch die sich auch ein gesellschaftliches Panorama offenbart, das sich möglicherweise von Generation zu Generation wiederholt, mit anderen und wechselnden Kulissen. … Ich könnte jetzt schreiben, dass es fulminante Gedichte sind, Gedichte, die ans Eingemachte gehen, dass sie schonungslos sind, dass ein Zauber aus ihnen wirkt, dass sie aus dem Leben kommen, nichts Gekünsteltes haben, dass sie zugreifen und glaubhaft sind und dass es einfach schöne Gedichte sind. Gedichte von großer poetischer Kraft …“
2016 - Marina Büttner, in: Literatur leuchtet
" ... Es ist beeindruckend mit welcher Schonungslosigkeit und dennoch mit wieviel Hingabe Kerstin Becker lyrische Abbildungen schafft, sei es die Arbeit auf dem Feld und im Stall, die Strenge der Erwachsenen, das am-eigenen-Leib-erleben, was ein Mädchen darf und vor allem, was nicht, das Siechen und Sterben der Alten, den Schmutz der Fabriken, das Arbeiterleben, die vorbestimmten Wege, das Kleine im Großen, alles wird in stimmige lyrische Form gebracht. Und dann ist da noch dieses “wir” in den meisten Gedichten, dass eine Gemeinsamkeit anzeigt, eine Zugehörigkeit und das letztendlich dann eine Ausdehnung zulässt und auf mich wie eine kleine Befreiung wirkt."
2016 - Tomas Gärtner, in: DNN
"... Kann das noch einer wissen: Wie wir einst an "milchigen Busen" nuckelten? Liegend auf "abendmüden Schürzenschößen / die von unten weiblich dampfen". Das ist wer weiß wohin weggesunken. Aber vielleicht klingt ein schwaches Echo nach: so eine Urerfahrung der Geborgenheit, die sich als vage Sehnsucht womöglich durchs ganze Leben zieht. Es sind unbewusste Sinneserfahrungen, die Kerstin Becker beschreibt - und sie tut es so gut, dass sie umstandslos unser Sinnesgedächtnis wachruft. ... Keine sprachbebilderten Thesen servieren uns diese Verse, statt dessen knarren Dielen darin, bellen Rehe, keckern Füchse, schäumen Köter, schwärmen Fliegen, knackt es in den Knochengerüsten alter Frauen, man schmeckt altes Brot, Finger tasten über den Flaum von Käseschimmel, kalt zieht es durch Risse in gekalkten Wänden, das Wasser des Sees schmeckt grün, und "Brennesseln beißen unsre Beine bis zum Bauch". ... Unsere Nase wird, wenn wir sie tief in dieses Bändchen stecken, reich beschenkt. ... eine Wunderwelt zwischen Staunen und Angst. ... Und es gibt eine innige Nähe zu Tieren; da geben nicht nur Hühner im Stall ihre Parasiten an die Kinder ab, da teilen sie sich auch Bucheckern mit dem Wild des Waldes, spüren, wie sehr ihre "Lust am Wälzen" etwas Animalisches besitzt. ... Sie bevorzugt eine Sprache, die sie selbst als "karg, schmucklos, spröde" beschreibt, eine, die direkt zum "Kern der Dinge" vordringt". Dennoch offenbaren diese Verse Rhythmusgefühl, sie besitzen Klangfülle, Genauigkeit, beschenken uns mit ungewöhnlichen Worten, "Himmelmiezelwehrsekret" zum Beispiel oder anmutigen Wendungen wie dieser: "das Dorf vibriert unmerklich in der Senke". Es sind Gedichte von herber Schönheit."
2016 - Elke Engelhardt, auf: Fixpoetry
" ... Ilse Aichinger hat darauf hingewiesen, dass das Schwierigste und zugleich Unverzichtbarste am Schreiben das Schweigen sei. Ich bin mir sicher, dass Kerstin Becker sehr gut versteht, was damit gemeint ist. Nicht nur weil vier Jahre Arbeit in ihrem klug und genau durchkomponierten Gedichtband stecken, sondern vor allem, weil man lange schweigen muss, bis die Bilder der Kindheit mit solch einer Klarheit und poetischen Kraft hervortreten können, wie es in „Biestmilch“ geschieht. ... Damit leitet Becker den Herkunftsreigen ein. Mit diesem bildgewaltigen vorgeburtlichen Kummer, und der Unmöglichkeit, aber nicht Undenkbarkeit, im Schatten unserer pränatalen Landschaft zu bleiben. Man sieht Kinder in einer fast archaischen Landschaft, Erwachsene, die sich in ihr Schicksal ergeben haben, alles wird kompromisslos klar geschildert und immer gelingt Becker eine natürliche und einleuchtende Verschränkung von Gesellschaft und Natur, ganz nebenbei geschieht das, fast unmerklich in seiner Selbstverständlichkeit. ... Dieses Schreiben hat eine Notwendigkeit, ist Zeitgeschichte, Standortbestimmung, die poetisch erzählte Geschichte einer Generation zwischen Natur und Gewalt. Nahrhaft wie Milch. Biestmilch.“
2016 Björn Hayer, in BZ
"... Das Kapital dieses Buches ist seine Ehrlichkeit, sein Bekenntnis zu einer durchaus schmerzvollen Wahrheit: Weder lässt sich die eigene Herkunft leugnen noch verklären. Sinnvoller mag die Suche nach einer Haltung zu ihr sein, für die Kerstin Becker eine stimmige Sprache findet."
2013 - Matthias Zwarg, in: Freie Presse
"... Ihre Verse, die mit einer oft frappierenden, selbstmitleidlosen Ehrlichkeit und bis ins schmerzhafte Detail genauen Beobachtungsgabe überzeugen, manchmal verstören, erschrecken, immer aber aufmerksam machen ..."
2013 - Augsburger Allgemeine
"Über den Rand des sprachlich Üblichen gehen die … ausgezeichneten Gedichte der Dresdnerin Kerstin Becker hinaus. Ihre Gedichte sind geprägt von einem ständigen Unbehagen, das das menschliche Tun ... begleitet ..."
2013 - Jury des Irseeer Pegasus
"Knapp. unsentimental und in eindringlichen Bildern entfaltet Kerstin Becker in Ihrer Lyrik Szenen einer DDR Kindheit. ..."
2012 - DNN
"Kerstin Becker ... spielt in Fasernackte Verse mit kühnen Metaphern Variationen der Liebe durch. Ihre Gedichte feiern die Sinnlichkeit, Körper ... geben preis, was im Alltag unter der Oberfläche liegt, etwas Archaisches. Da begegnet uns Liebe nicht als etwas Romantisches, ... Die Umwelt wird zu seltsamen Bildwelten, in die sie gemeinsam tauchen. ..."
2012 - Hellmuth Opitz, Rezension zum Gedichtband "Fasernackte Verse" bei Kulturnotizen:
"Poesie ohne Schonbezüge ... Das sind Bilder, die bleiben, ... Wenn es stimmt, wie es Gerhard Falkner einmal gesagt hat, dass ein gelungenes Gedicht einen Augenblick, einen Moment für das Schillern des Lebens bewohnbar mache, dann haben wir hier einen Gedichtband vor uns, der im wahrsten Sinne des Wortes einleuchtet."
2012 - Jürgen Brocan, Rezension zum Gedichtband "Fasernackte Verse" bei Fixpoetry:
"... prallbunt, sinnlich flirrend, und von einer atemlosen Gier nach Leben durchflutet sind die Gedichte. So unverhüllt und offen, direkt und unmittelbar hat man sinnliche und sexuelle Erfahrungen seit Anne Sexton (auf die sich ein ganzer Zyklus spiegelnd beruft), Muriel Mukeyser und Denise Levertov selten einmal gelesen. ..."
2010 - Soltauer Presse
Kindheiten aus den unterschiedlichen Blickwinkeln von drei Autorinnen (Kerstin Becker, Eva Scheller, Ulrike Ulrich) erlebten die Besucher der gelungenen Veranstaltung des Freundeskreises der Künstlerwohnung in der Bibliothek Waldmühle … Beeindruckt von den Texten diskutieren die Zuhörer anschließend sehr offen über eigene Kindheitserlebnisse und den schöpferischen Alltag der Autorinnen …